28.10.2025
"Entscheidend war sein Wille, eine Berufsausbildung zu absolvieren."
Interview mit Klaus Niggemeier, Geschäftsführer und Tischlermeister des Unternehmens Niggemeier und Broermann, Fenster und Türen, Castrop-Rauxel (12 Beschäftigte) zum Thema Ausländische Fachkräfte und seinem Tischlerauszubildenden Mustafa Al-Bradi zum Thema Ausländische Fachkräfte
Team Fachkräfte-Initiative der HWK Münster (hier stellvertretend Gisela Goos): Herr Niggemeier, Sie bilden seit einem guten Jahr den Geflüchteten Mustafa Al-Bradi zum Tischler aus. Welche Erfahrungen können Sie an andere Betriebe weitergeben?
Klaus Niggemeier: Mustafa flüchtete vor sechs Jahren aus dem Irak und ist 27 Jahre alt. Er wusste von Anfang an sehr genau, was er wollte. Ihm war es wichtig, in unserem Unternehmen eine Ausbildung zu absolvieren und keine Anlerntätigkeit anzunehmen. Wegen unserer starken Ausrichtung auf die Montage von Fenstern und Türen hatte ich zuvor nur im kaufmännischen und nicht im gewerblichen Bereich ausgebildet. Ich war deshalb anfangs also zurückhaltend.
Fachkräfte-Initiative: Wieso ist es dann trotzdem zu diesem Ausbildungsverhältnis gekommen?
Niggemeier: Herr Al-Bradi hat sich auf Hinweis eines Bildungsträgers hier aus der Region bei uns beworben. Als die Betreuerin von Mustafa Al-Bradi von unserer Spezialisierung erfuhr, nahm sie Kontakt mit dem Willkommenslotsen der Handwerkskammer Münster auf. Der Berater Michael Völker hat dann intensiv nach einem Kooperationspartner für die Ausbildung gesucht. Mit der Schreinerei Paul Stratmann und dem Ausbilder Klaus Mühleis (oben im Bild rechts) aus Castrop-Rauxel ist mein lang gehegter Wunsch, auch gewerblich auszubilden, schließlich Realität geworden.
Fachkräfte-Initiative: Und wie erleben Sie die Ausbildung von Mustafa Al-Bradi nun?
Niggemeier: Mustafa ist inzwischen im zweiten Ausbildungsjahr. Ich bin ausgesprochen zufrieden mit seinen Leistungen und würde gerne weitere solch hochmotivierter Menschen ausbilden.
Fachkräfte-Initiative: Herr Al-Bradi, wie erleben Sie die Ausbildung im Unternehmen Niggemeier und Broermann in Kooperation mit der Schreinerei Stratmann?
Mustafa Al-Bradi: Die Ausbildung im Unternehmen Niggemeier und Broermann ist trotz der Spezialisierung auf Fenster und Türen vielfältig und anspruchsvoll. Die Arbeit im Team klappt gut und auch die Kunden freuen sich, wenn ich draußen bei der Montage dabei bin. Anfang des Jahres habe ich für sechs Wochen in der Schreinerei Paul Stratmann gearbeitet. So habe ich zusätzlich den Möbelbau und den klassischen Innenausbau kennengelernt. Das war interessant und hat viel Spaß gemacht. Demnächst sind weitere Ausbildungswochen bei Stratmann geplant.
Fachkräfte-Initiative: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Ausbildung zum Tischler zu machen?
Al-Bradi: Ich habe in meiner Heimat drei Jahre lang Erdkunde und Geschichte studiert, um Lehrer zu werden. Hier kann ich diesen Beruf wohl nur schwer realisieren. Eine praktische Ausbildung ist da bestimmt der bessere Weg für eine gesicherte berufliche Zukunft.
Fachkräfte-Initiative: Und wie läuft es in der Berufsschule?
Al-Bradi: Das erste Jahr in der Berufsschule war nicht ganz so einfach für mich. Doch mit Hilfe meines Ausbilders Niggemeier habe ich doch recht passable Noten erreicht.
Fachkräfte-Initiative: Haben Sie sich schon über Ihre weitere berufliche Zukunft nachgedacht?
Al-Bradi: Die Abschlussprüfung als Geselle ist noch weit weg. Erst einmal steht die Zwischenprüfung an. Mein Fernziel ist es, vielleicht Meister zu werden.
Fachkräfte-Initiative: Dann wünschen wir Ihnen, Herr Al-Bradi und Ihnen, Herr Niggemeier erst einmal für die kommende Ausbildungszeit viel Erfolg.
Niggemeier und Al-Bradi zusammen: Danke!